Projekte in der politischen Jugendbildung

Neben unseren Seminaren und Workshops sind wir bei einer Vielzahl von Jugendprojekten beteiligt, oft in Kooperation mit anderen Jugendverbänden, Vereinen oder kommunalen Einrichtungen der Stadt Bremerhaven. Hier findet ihr die aktuell laufenden Projekte, aber auch eine Auswahl abgeschlossener Projekte.

Aktuelle Projekte:

Franka Frei startete ihren Vortrag mit einer einfachen Frage: „Nenn drei Verhütungsmethoden für Frauen – und drei für Männer.“ Für Frauen kamen schnell Antworten wie Pille, Spirale, Verhütungsring. Bei Männern? Meistens nur das Kondom – und dann wird’s still. Schon da zeigt sich: Verhütung ist immer noch Frauensache.

Warum? Weil die Person, die schwanger werden kann, eben auch die größte Motivation hat, das zu verhindern. So zumindest die Logik – auch in der Pharmaindustrie. Deshalb gibt es für Frauen eine große Auswahl an Verhütungsmethoden, aber oft mit heftigen Nebenwirkungen: Thrombose, Depressionen, Libidoverlust, Stimmungsschwankungen – die Liste ist lang. Besonders krass: Viele junge Mädchen nehmen die Pille einfach, weil es „alle so machen“, ohne zu hinterfragen, was sie da eigentlich schlucken.

Fun Fact: Die Hoden sitzen außerhalb des Körpers, weil es da kühler ist – die normale Körpertemperatur ist nämlich schon zu warm für Spermien. Erhöht man die Temperatur dort nur um ein paar Grad, werden die Spermien unbrauchbar – und können keine Eizelle mehr befruchten. Eigentlich eine super Methode – ohne Hormone, ohne Eingriffe, einfach sicher und schonend.

Franka Frei kritisiert das in ihrem Buch „Überfällig“ und fordert: Verhütung muss fairer zwischen den Geschlechtern aufgeteilt werden. Denn es gibt längst auch Möglichkeiten für Männer, vor allem im Bereich der thermischen Verhütung hat sich viel getan.

Aber warum ist sowas noch nicht auf dem Markt? Frei zeigt auf: Die Pharmaindustrie ist männlich geprägt und profitorientiert – und hat sich mittlerweile fast komplett aus der Forschung an Verhütungsmitteln für Männer zurückgezogen. Warum Geld in ein Produkt für Männer stecken, wenn Frauen die Pille eh seit Jahrzehnten schlucken?

Im Vortrag gab Franka Frei auch einen spannenden historischen Rückblick auf die Geschichte der Verhütung – inklusive der problematischen, eugenisch geprägten Ursprünge der Pille. Es ging also nicht nur um Methoden, sondern auch um Macht, Verantwortung und gesellschaftliche Rollenbilder.

Am Ende gab’s noch spannende Gespräche mit Männern, die bereits Verantwortung in Sachen Verhütung übernehmen – ein ermutigender Ausblick darauf, dass sich etwas ändern kann, wenn mehr Bewusstsein und Aufklärung da ist.


Abgeschlossene Projekte:

Für Solidarität kannst du dich Entscheiden

Das Projekt ToleranzRäume bringt bunte Ausstellungscontainer direkt in die Städte. Ziel ist es, andere Lebenswelten kennenzulernen, Vorurteile zu hinterfragen und mehr Respekt im Alltag zu fördern.

Vom 16. bis 29. September 2024 war die Ausstellung auf dem Theodor-Heuss-Platz in Bremerhaven zu sehen. Neben dem Container gab es ein vielfältiges Programm: Stadt- und Hafenrundfahrten, Lesungen, Vorträge, Workshops, ein Quiz sowie ein Begegnungscafé. Insgesamt beteiligten sich rund 17 Organisationen aus Bremen und Bremerhaven.

Ein Höhepunkt war die Lesung von Laura Cazés in der Stadtbibliothek. Außerdem fand im November das Live-Event „Was los, Deutschland?! Gerade jetzt!“ mit Abdul Kader Chahin und Burak Yılmaz statt.

Unterstützt wurde die Ausstellung von acht geschulten Guides, die Führungen anboten und Fragen beantworteten. Zusätzlich nutzten Schulen die Gelegenheit für Workshops, um sich intensiver mit den Themen Respekt, Zusammenleben und Toleranz zu beschäftigen.

Die Ausstellung machte deutlich: Toleranz ist keine Selbstverständlichkeit – sie entsteht durch Austausch, Verständnis und gegenseitigen Respekt. Gefördert wurde das Projekt von der www.landeszentrale-bremen.de und der Stadt Bremerhaven (www.bremerhaven.de/toleranz).

Am 23. Mai feierte unser Grundgesetz sein 75jähriges Jubiläum. „Eine Erfolgsgeschichte“, nennt sie die Bundesregierung, aber sie sei keine Selbstverständlichkeit. Und während die Einen die Verfassung feiern, kritisieren Anderen, dass die sog. „Eliten“ dieses Gesetz nach Belieben an- und ausknipsen würden, wie eine Taschenlampe oder beklagen den „grüner Autoritarismus“. Was steckt hinter dieser Kritik und wie sieht es mit der Ausgestaltung und Anwendung der einzelnen Rechtsbereiche wie beispielsweise Frauenrechte, Klimaschutz oder Asylpolitik aus? Wie lebt die Gesellschaft das Grundgesetz und was können wir für mehr Toleranz und Respekt untereinander tun? Um diese Fragen genauer zu beleuchten, veranstaltet die Bildungsgemeinschaft Arbeit und Leben Bremerhaven e.V. zusammen mit der Landeszentrale für politische Bildung Bremen und weiteren Kooperationspartern:innen die Formatreihe „Die (un)Sicherheit von Körpern. Wie können wir uns für eine plurale Demokratie und gegen Gewalt einsetzen?“

Den Anfang machte die Lesung mit Nora Markard aus ihrem gemeinsamen Buch mit Ronen Steinke „Jura not alone“ am 2. Juni im Auswandererhaus. Der Jurist und die Juraprofessorin schreiben in in ihrem Buch, dass das „Recht politisch (ist, …) veränderbar, verbesserbar. Manchmal sogar dringend veränderungsbedürftig.“ Zusammen zeigen sie Wege anhand von 12 Rechtsbereichen auf, wie die Zivilgesellschaft mit den Mitteln des Rechts Gesetze verbessern und verändern kann, immer mit dem Ziel die (Menschen-)Rechte für alle zu verbessern oder auch wieder neu zu erkämpfen. Nora Markard las aus den Kapiteln „Demokratie – Wie stabil sind wir gegen eine Übernahme von rechts?“ und „Asylrecht – Was soll das mit den Grenzen?“ vor. Nach der Lesung gab es ein moderiertes Gespräch mit der Autorin und Journalistin Asal Dardan, das sich noch einmal intensiv mit den Bestrebungen rechter Parteien beschäftigte, unserer Demokratie mit den Mitteln des Rechts auszuhöhlen. Die Fragen aus dem Publikum drehten sich einerseits um Beispiele aus dem Asylverfahren, aber eben auch um die Wichtigkeit, für unserer Demokratie zu kämpfen.

Am 24. September gab es eine weitere Lesung und Gespräch mit Laura Cazés aus dem Buch „Sicher sind wir nicht geblieben“ in der Stadtbibliothek Bremerhaven. Die Autorin thematisierte die Frage, was es bedeutet, heute in Deutschland jüdisch zu sein? Sie zeigt die Vielfalt jüdischer Positionen und setzt sich gegen die einseitige Fokussierung auf die Shoah und Antisemitismus in Deutschland ein. Sie zeigt außerdem eigene Perspektiven und diskutierte über Rollen, Unbehagen und Chancen.

Danach luden wir zum Live-Event: „Was los, Deutschland?! Gerade jetzt!“ und freuten uns über den Besuch von Abdul Kader Chahin und Burak Yılmaz im real talk im Jugendbeteiligungsraum „InnerSpace“ in Bremerhaven.

Am 29. Oktober las Asha Hedayati im Historischen Museum aus ihrem Buch „Die stille Gewalt. Wie der Staat Frauen alleinlässt“. Darin beschreibt sie, dass Gewalt gegen Frauen noch immer eines der drängendsten Probleme unserer Zeit ist, das sich in den letzten Jahren noch einmal deutlich verschärft hat. Jede vierte Frau ist einmal in ihrem Leben von Gewalt in ihrer Partnerschaft betroffen; mit großer Sicherheit haben wir alle im Bekannten- und Freundeskreis sowohl Betroffene als auch Täter. Asha Hedayati ist Anwältin für Familienrecht und macht immer wieder die Erfahrung, dass die staatlichen Strukturen Frauen nicht nur unzureichend vor Gewalt schützen, sondern sogar selbst Teil eines gewaltvollen Systems sind. Partnerschaftsgewalt ist wie ein blinder Fleck bei Familiengerichten, Polizei und Jugendämtern, in Sorge- und Umgangsrechtsverfahren.

Unter dem Motto: „Das Mackertum könnt ihr euch Schenken, gegen jedes Rollendenken“ ging die Feministische Woche Bremerhaven vom 23. bis 30. Oktober 2024 mit einem vielfältigen Rahmenprogramm in die 3. Runde. Den Anfang machte die Barbie-Filmvorführung & get together des Stadtjugendrings, gefolgt von Workshops über den Machtmissbrauch der Musikindustrie (ZGF Bremerhaven) und zur Selbstbehauptung (WenDo vom Kreisjugendwerk der AWO). Und es gab wieder das beliebte feministische Kneipenquizz der Falken und abschließend eine Lesung mit Asha Hedayati aus ihrem Buch „Die stille Gewalt. Wie der Staat Frauen alleinlässt“. 

Die Feministische Woche Bremerhaven wurde 2020 durch Frauen* aus unterschiedlichen Bereichen der Jugend- und Mädchenarbeit initiiert. In Bremerhaven gibt es leider noch immer wenige Strukturen, die sich dezidiert an junge Frauen* und Mädchen* richten. Die Feministische Woche ist ein Beitrag, um diese Lücke zumindest ein Stück weit zu schließen.

Mit dem AUFHOLPAKET wurden in 2021/22 deutschlandweit Möglichkeiten für Kinder, Jugendliche und ihre Familien geschaffen, um sich zu begegnen, gemeinsam Neues zu entdecken und ihre Welt nach der Pandemie zu erleben. Dafür brachte das BMFSFJ eine Vielzahl unterschiedlicher Kooperationspartner zusammen. Auch der Kinder- und Jugendplan des Bundes (KJP) war Teil des Aufholpakets: Mit 50 Millionen Euro wurden zusätzliche Freizeit-, Begegnungs- und Bewegungsangebote für Kinder und Jugendliche geschaffen. Für eine unbeschwertere Zukunft: www.bmfsfj.de/aufholpaket

Auch Arbeit und Leben war am Projekt des Aufholpakets und erhielt zusätzliche Fördersummen. Zusammen mit dem Stadtjugendring Bremerhaven, den Havenkidz – Verein für Kinder und Jugendliche, der evangelischen Jugend Bremerhaven und der Sozialisten Jugend – die Falken Bremerhaven wurden in den beiden Jahren in Bremerhaven gezielt Zeltlager und die Ferienprogramme für Daheimgebliebene gefördert und unterstützt.

Vom 3. bis 7. Juni 2019 trafen sich 20 Schüler*innen aus der Berufsvorbereitungsklasse mit Sprachförderung der Berufsbildenden Schulen Sophie Scholl in Bremerhaven in ihrer Schule, aber diesmal nicht um zu lernen, sondern miteinander über Diskriminierung und gemeinschaftliches Zusammenleben in Deutschland zu reden.

Der erste Tag war bestimmt durch ein gemeinsames Kennenlernen, die Abstimmung des Programms mit den Teilnehmerinnen und dem Austausch darüber, welche privaten und beruflichen Ziele die größtenteils geflüchteten Schülerinnen hier in Deutschland für sich schon formuliert hatten. Der zweite Tag begann mit einer Traumreise in die Zukunft, gefolgt mit einem Input, wie und wo weiter Informationen und Hilfestellungen insbesondere für die berufliche Zukunft in Bremerhaven und/oder zu finden sind. Am Mittwoch arbeiten die Schüler*innen in kleinen Arbeitsgruppen ihre Wertvorstellungen für ein friedliches Miteinander in Deutschland heraus. Diese wurden dann im Plenum in einer „Werteblume“ gesammelt (siehe Bild) und gemeinsam diskutiert.

Methode Werteblume

Habt Ihr eine Idee für ein Projekt und sucht einen Kooperationspartner, der auch bei der Finanzierung helfen kann? Dann sprecht uns gerne an!

Kontakt

Jugendbildungsreferent:innen

Melanie Rosenwirth
melanie.rosenwirth@arbeitundleben-bhv.de
0471 92231 14
0160 8405025